Mehr als sieben Jahre nach den dramatischen Ereignissen auf der Loveparade in Duisburg hat in Düsseldorf der Prozess zur Loveparade – Katastrophe begonnen.
DocuNews begleitet die Aufarbeitung der Katastrophe seit dem August 2010. In den letzten drei Jahren ging es im wesentlichen um juristische Fragen. Reichen die Beweise um Individuen die die Loveparade geplant, genehmigt und begleietet haben, eine persönliche Schuld für die Tötung von 21 Personen und der Verletzung und Traumatisierung von hunderten nachzuweisen. Das wird in erster Instanz wohl erst Ende 2019, Anfang 2020 feststehen.
DocuNews ist keine juristische Fachpublikation. Die juristische Aufarbeitung überlassen wir Berufeneren. Wir interessieren uns für die Fakten und Weichenstellungen über die individuelle Verantwortung hinaus. Wir verurteilen nicht sondern berichten und erzählen. Journalistisch, investigativ!
Die Veranstalter der Lovaparade haben umgehend begonnen, den Blick auf die Ereignisse zu verstellen. Wenige Tage nach dem 24. Juli 2010 verschwanden auf den Servern sowohl der Stadt Duisburg, als auch der Lopavent die Webseiten zur Loveparade. Wir haben sie größtenteils aus dem Google Cache gerettet.
Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland, Stadtdirektor Peter Greulich und Rechtsdezernent Wolfgang Rabe bestellten umgehend ein juristisches Schnell“gutachten“ bei einer großen Anwaltskanzlei, die die Stadt Duisburg bei Public Private Partnerships beraten hatte. Die entscheidenden Dokumente zur Loveparade 2010 wurden trotzdem unter Verschluss gehalten.
Das „Gutachten“ -wen wundert es- kam zu dem Ergebnis, Handeln und Genehmigungen der Duisburger Behörden seien korrekt und fehlerfrei gewesen. Diese Haltung pflegt die Stadt Duisburg bis heute. Eine Aufarbeitung der Ereignisse hat man der Polizei, den Strafverfolgungsbehörden den Hinterbliebenen, Verletzten und Traumatisierten, ihren Anwälten und Unterstützern überlassen. Nicht ein Mitarbeiter der Stadt Duisburg ist wegen seines Handelns bei der Genehmigungder Loveparade versetzt oder beurlaubt worden. Nur die beiden Dezernenten Wolfgang Rabe (Ordnung) und Jürgen Dressler (Bau und Stadtplanung) wurden nach Ablauf ihrer Amtszeit nicht wiedergewählt. Carsten Tum, Dresslers Nachfolger als Duisburger Baudezernent, muss daher im Jahr 2018 an über 100 Tagen auf die Arbeitsleistung seiner Bauamtschefin verzichten. Sie steht mit vier weiteren Mitarbeitern des Bauamtes während der Verhandlungswochen jeweils Dienstags bis Donnerstags im Bauamt nicht zur Verfügung sondern in Düsseldorf vor Gericht.
Die Lopavent GmbH als Veranstalter der Loveparade 2010 Duisburg zeigte sich ebenfalls verschlossen. Schon immer verstand man sich dort auf Public RelatIons. Die Zahlen aller Loveparades waren nach oben geschönt, auch die in Duisburg. In einer angeblich vollständigen Dokumentation der Videoaufzeichnungen zur Loveparade 2010 in Duisburg fehlten die wichtigsten Überwachungskameras. Inzwischen ist diese Dokumentation ganz vom Netz. Auch das Image des früheren Innenminister von Nordrhein Westfalen Ralf Jäger als rückhaltloser Aufklärer hat Risse bekommen. Die Verantwortlichen, allen voran Rainer Schaller, Besitzer des Loveparadeveranstalters Lopavent und des Hauptsponsors McFit schwiegen, angeblich um damit der juristischen Aufklärung zu dienen.
Loveparade 2010 Duisburg:
organisierte Verantwortungslosigkeit…
Es ist trotz Eröffnung des Strafprozesses keineswegs sicher, dass es im Zusammenhang mit der Loveparade Katastrophe zu signifikanten Strafen gegen Individuen kommt. Angesichts der Arbeitsteilung der verschieden Stellen, der Praxis des „Abnickens“ bei Verwaltung und Gutachtern ist es aufwändig, einzelne Schritte im Genehmigungsverfahren der Loveparade 2010 einzelnen Individuen zuzuordnen. Keiner der Beteiligten übernahm bisher Verantwortung. Stattdessen lancierten sie Dokumente, Filme und Zeugen. Dabei schienen sie nur einer Leitlinie zu folgen: eigene Beteiligung und Verantwortung leugnen, auf andere zeigen und ablenken. Die Staatsanwaltschft Duisburg hatte im Januar 2011 Ihre Ermittlungen konkretisiert. Statt gegen unbekannt ermittelt sie damals gegen 16 Beschuldigte. 11 aus dem Verantwortungsbereich der Stadt Duisburg, vier vom Veranstalter Lopavent und den verantwortlichen Einsatzleiter der Polizei. Bis zur Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Duisburg vom 10. Februar 2014 sich der Kreis der Angeklagten weiter reduziert. Seitdem soll gegen sechs Angestellte der Stdt und vier des Veranstalters Lopavent verhandelt werden.
[caption id=““ align=“alignleft“ width=“300″] Loveparade 2010 Duisburg Oliver Pocher promoted.[/caption]
Loveparade 2010 Duisburg:
ein Recht auf Wahrheit
Der Politik der Lüge, Vertuschung und Exculpation haben wir uns mit „DocuNews Loveparade“ seit 2010 entgegen gestellt. Unsere Perspektive war und ist nicht strafrechtlich. Wir wollen politische Verantwortung analysieren. „DocuNews Loveparade“ fühlt sich dabei zwei Gruppen verpflichtet: den Opfern der Loveparade und ihren Angehörigen sowie den Bürgern der Stadt Duisburg. Beide haben ein Recht auf die Wahrheit. Beide wollen nicht länger belogen und an der Nase herum geführt werden. In diesem Sinne werden wir versuchen auch die strafrechtliche Aufarbeitung der Loveparade Katastrophe zu begleiten.
DocuNews Loveparade 2010 Duisburg: eine Übersicht…
Hier noch eine kurze Gebrauchsanweisung zur Nutzung unserer Webseite:
Das Neueste, also auch unsere Berichte vom Loveparade Prozess, finden Sie stets in unserem aktuellen Blog. Ausserdem haben wir einige Themen in unseren Analysen vertieft. Wenn Sie tiefer in die Analyse der Loveparade, Ihrer Vorbereitung, Genehmigung und Durchführung einsteigen wollen sollten Sie auf die Originaldokumente zurückgreifen. Wir haben Sie für Sie chronologisch geordnet. Gelegentlich haben wir auch Veranstaltungen organisiert und dokumentiert.
In diesem Sinne: herzlich willkommen!
Fragen Sie nach, ergänzen Sie.
Wir freuen uns über Ihr Feedback zu DocuNews Loveparade 2010 Duisburg.
Köln im August 2010
(laufend aktualisiert, zuletzt im Dezember 2017)
lothar evers
Ich habe gar nicht gewusst, dass ein Buergermeister in Deutschland in der Lage ist Sicherheitsbehoerden auf Landes- und Bundesebene ins Boot zu holen und dabei Menschenleben riskieren kann.
Der Buergermeister ist ja nun weg. Der missbraucht nie wieder Sicherheitspersonal des Bundesinnenministeriums fuer seine lebensgefaehrlichen Parties.
Holt die Bundespolizei fuer eine Massenveranstaltung ins Boot und der Katastrophe steht nichts mehr im Wege.
Das Bundesinnenminsiterium kann froh sein, dass keine Bundespolizisten drauf gegangen sind. Theoretisch waere es ja moeglich gewesen.
Die Katastrophenplaene des Bundesinnenministeriums kann man dann wohl auch in die Tonne hauen.
Heute, nach über ein Jahr der Loverparade will mir nicht aus dem Kopf gehen, warum die Staatsanwaltschaft nicht gegen Herrn Sauerland ermittelt? – Hat er dort vielleicht gute Freunde, die ihn unbehelligt lassen wollen? Und will man nach dem Motto, meist wie üblich verfahren, „die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen“ oder sollte man sich nicht lieber mit einer gerechten Strafverfolgung den nötigen Respekt vor den Opfern bewahren.- Er kann und darf sich doch nicht aus der Verantwortung stehlen können!!! Herr Sauerland war doch derjenige, der die Loverparade unbedingt auf Biegen und Brechen nach Duisburg holen wollte. Schon 2007 wurde er schon mehrfach davor gewarnt, dass diese hier an der Stelle nicht durchführbar ist. Aber Herr Sauerland schlug alle Warnungen in den Wind. Er bezeichnete diese Kritiker als „Spaßbremsen“ und forderte sogar hierbei von einem der Kritiker, einem Polizeichef aus Bochum, den Rücktritt. Laut Stern sollen sogar die Ratsmitglieder, die Bedenken hiergegen äußerten, von Herrn Sauerland und seiner CDU – Fraktion ausgetrickst worden sein. Ebenso die Feuerwehr bei den Sicherheitsgesprächen, usw. – Alle Sicherheitsbedenken der Feuerwehr sollten laut Stern einfach unterm Tisch gekehrt worden sein.
Und heute, will Herr Sauerland nichts mit der Endscheidung, die Loverparade nach Duisburg geholt zu haben und mit ihrer Genehmigung zu tun gehabt haben. Das kann und will ich nicht akzep-tieren!!! Zumal der hauptamtliche Oberbürgermeister der Vorgesetzte aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung ist. Bei seiner Arbeit unterstützen ihn vier Dezernenten, die auf seinen Vor-schlag hin als Wahlbeamte vom Rat gewählt werden. Und sie bilden zusammen den Verwaltungsvorstand. Der OB ist zugleich Chef der Verwaltung. Als solcher verantwortet er alles, was die Verwaltung erarbeitet und entscheidet. – So steht es in der Gemeindeordnung von NRW. Aus seiner Funktion als Leiter der Verwaltung folgt seine Berechtigung, den Beschäftigten der Verwaltung fachliche Anweisungen zu erteilen; er ist also deren Vorgesetzter. Und als Dienstvorgesetzter (§3 Abs. 4 LBG ) ist er für dienstrechtliche Entscheidungen aller Beschäftigten der Gemeinde oder der Verwaltung zuständig. ( § 73 Abs. 2 Gemeindeordnung NRW) Und als Leiter der Stadt Duisburg hat er die volle Verantwortung zu übernehmen und er muss die notwendige Konsequenz hieraus ziehen!!! Und das heißt, den Rücktritt von seinem Amt als OB!!!
Wen nicht Alles Herr Sauerland die Schuld in die Schuhe schieben wollte, das kann sich ein normaler Mensch gar nicht vorstellen. Zuletzt war es sein Dezernent Herr Jürgen Dressler, der mittlerweile in Pension gegangen ist und Duiburg verlassen hat. – Wie war es nochmal mit der Verantwortung, die trägt doch der Vorgesetzte laut Gemeindeordnung von NRW – oder? – Und das die Staatsanwaltschaft nur die Kleinen hängen will, das ist für mich mehr als unverständlich. Aber zumindest ist der Staatsanwalt, der hier die Verantwortung hat, konsequent. Denn auch bei dem Veranstalter, Herrn Schaller, wird nicht er als Vorgesetzter strafrechtlich verfolgt, sondern ebenfalls seine Mitarbeiter. – Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, aber es riecht so nach einer gewissen Kumpanei – oder?!! Aber vielleicht bin ich ja mit meiner Einschätzung zu voreilig. Denn der Strafprozess ist noch nicht zu Ende und die Ermittlungen können noch ausgeweitet werden. Einerseits können ja auch noch die „Großen“ im Visier des Staatsanwaltes kommen und anderer-seits sich die „Kleinen“ wehren und ihre Vorgesetzten entsprechend stark belasten. – Die Hoffnung stirbt eben zuletzt.
Sehr geehrte Herren ,
die Diskussion sollte doch ganz einfach in Richtung der treibenden Kräfte, eine solche Veranstaltung ins leben zu rufen, gerichtet werden.
Die Frage ist: wer hat welche Motivation und welche Interessen werden bedient.
Die treibenden Kräfte, die Veranstaltung durchzuführen, sind eindeutig beim Veranstalter und der Stadt Duisburg und damit beim OB zu sehen.
Es ist eindeutig, dass man die erheblichen Risiken auf diese Weise die zu erwartenden Menschenmengen ins Gelände zu schleusen, nicht sehen wollte oder besser gesagt zum Zwecke der Durchsetzung der eigenen Interessen und Ziele nicht objektiv und frei von eigenen Interessen bewerten wollte.
Dieses Konzept war fahrlässig und es sind 21 Menschen getötet wurden.
Zusammenfassend -fahrlässige Tötung-
Wenn ein Ob einer Stadt, als oberster Dienstherr einer Stadtverwaltung nicht in der Lage ist objektiv abzuwägen, ob das Ziel die Stadt Duisburg bekannt zu machen, Geld in die Kassen zu bekommen auf der einen und den Schutz der Bevölkerung auf der anderen Seite zu gewährleisten, so hat er versagt und ist schuldig. Grund :er hatte eine Motivation es so wie geschehen durchführen zu lassen.
Aus meiner Sicht ist dieser feige ,geltungssüchtige und allein mit sich beschäftigte OB
der fahrlässigen Tötung anzuklagen.
Allein er hat die Verantwortung und die Möglichkeiten der objektiven Prüfung, Genehmigung oder Änderung des Konzeptes.
Hätten die jetzt Angeklagten den Erfolg der Veranstaltung für sich verbucht?
Nein er der Ob hätte es getan.
Nun sollte auch er zur Verantwortung gezogen werden.
Er hätte tatsächlich Gutachten in Auftrag geben und bewerten lassen.
Vor der Veranstaltung!
Wenn er damit überfordert war,hätte er sich unvoreingenommen beraten lassen müssen.
Jeder von uns stand schon einmal in einem Stau.
Jeder weiß das man 500000-1Mio Menschen ohne Fluchtmöglichkeiten nicht in entgegengesetzter Richtung durch einen 400 Meter langen Tunnel schleusen kann.
Nein er hat das Risiko in Kauf genommen allein die Möglichkeit zu erhalten sich zu profilieren.
Dafür muss er sich zur Rechenschaft ziehen lassen.
Er versteckt sich hinter Gutachten und Ausflüchten, bittet die Angehörigen nicht um Entschuldigung sondern entschuldet (entschuldigt) sich einfach selbst.
Dieser Mann ist unglaubwürdig und taktiert allein aus eigenen Beweggründen.
Wie kann ein Mensch mit so wenig Rückrat ,persönlichem Profil und Egoismus überhaupt Ob werden und die Geschicke einer Stadt verantwortungsvoll und selbstlos in die Hand nehmen ? Warum ist dieser Mensch Meister der Bürger Duisburgs?
Anscheinend fällt es ihm seit nunmehr einem Jahr nicht schwer, Tag für Tag als OB der Stadt Duisburg mit dieser Last seine Amtsgeschäfte zu verrichten.
Ihm würde ich nicht einmal für einen Nachmittag mein Fahrrad borgen.
Dear Lothar,
Knowing there are Persons like you in the world, that fight injustice, in a wise, practical and levelheaded manner, gives me hope at moments when i read the newspapers.
I hope you will continue your work and articles for a very long time.!
Hartelijke groeten aan Keulen uit Hilversum 🙂
Jolie
Thanks a lot Jolie. What a great way we met. What a nice friendship. Great video.
Viele Grüsse von Köln nach Hilversum
Dear Lothar,
It is ten days before the ‚anniversary‘ of the Tragedy; it seemed I should try to encode the Multiperspective-film, containing most of the Youtube-films made by eye-witnesses on July 24, 2010, between 16:30 and 17:15. I finally got the render complete (having to leave out a few files with errors.)
Youtube has granted me the full 47 minutes to upload the video:
http://www.youtube.com/watch?v=up95bUU3L0M
If you could use anything of this ‚documentary-made-by-all-the-witnesses‘ in any way, you are welcome 🙂
I hope organizers and authorities will take full responsibility one day.
Hartelijke groeten uit Hilversum,
Jolie van der Klis
Hallo Herr Becks,
stellen wir erst einmal das gemeinsame heraus:
Ja, die Stadt Duisburg ist für die Katatstrophe verantwortlich. Damit auch der Chef der Verwaltung. Rücktritte und Beurlaubungen wären überfällig und bisher hat es nicht einen gegeben. Die Arbeit von Juristen und Journalisten, hat Gemeinsamkeiten. Wir wollen Verborgenes ans Licht bringen. Während wir Journalisten jedoch nur wahre Geschichten erzählen müssen, haben Polizei und Staatsanwaltschaft individuelle nachzuweisen. Und zwar möglichst so, dass Urteile auch in den höheren Instanzen noch Bestand haben.
Herr Sauerland und die ganze Stadtspitze in Duisburg ist nicht nur beratungsresistent. Sie hat für über 300.000 Kanzlei bei Frau Dr. Jasper und Herrn Berstermann Desinformyation eingekauft, und enthält bis heute entscheidende Dokumente zur Loveparade vor der Öffentlichkeit geheim: So z.B. die Einsatzplanung der Duisburger Feuerwehr und des Ordnungsamtes.
Von einem Genehmigungsdokument zur Loveparade, das Sauerlands Unterschrift trägt ist mir allerdings nichts bekannt. Falls Sie eine Kopie haben, lassen Sie es mir bitte zukommen. Das gilt auch für den von Ihnen zitierten Vergleich mit Frau Käßmann und einer Trunkenheitsfahrt.
Herzlichen Gruss aus Köln!
lothar evers
Hallo Herr Evers,
zu Ihrer Antwort auf mein gestriges Schreinen möchte ich noch ein paar Anmerkungen machen: Ohne hier jemanden richten zu wollen, tragen sowohl der OB der Stadt Duisburg in seiner Eigenschaft als Behördenleiter als auch der Veranstanter der Parade, Herr Schaller, eine Mitschuld bzw. -verantworttung an dem Desaster! Dieser hat sich bislang noch keiner gestellt!
Herr Sauerland als OB und auch in seiner Eigenschaft als Lehrer für Maschinenbau, mußte sich persönlich von der Durchführbarkeit oder der Nichtdurchfürbarkeit der Parade ein Bild machen! Wenn er dazu als OB ($$ in den Augen?) nicht in der Lage war, so hätte er es als Lehrer für Maschinenbau, wo er auch ein Verhältnis zu Größen von Flächen haben muß, bemerken müssen, daß man so keine Loveparade hätte durchführen können!
Herr Sauerland hat die letzte Unterschrift gegeben, denn sonst hätte die Parade nicht stattfinden dürfen/können. Aber ich glaube, zu dem Zeitpunkt als er noch die Unterschrift hätte verweigern können, haben alle Beteiligten nur an den Umsatz gedacht, den die Parade der unter der Haushaltssperre liegenden Stadt Duisburg bringen würde. Wenn man dann auch noch betrachtet, daß auf der Rampe, in unmittelbarer Unfallnähe, eine Würstchenbude stand…
Wenn auch Herr Sauerland nicht die unmittelbare Schuld an dem Geschehen trifft, so geht es hier um Verantwortung, und die trug er nun einmal! Es gibt hier eine persönliche, eine politische und eine menschliche Verantwortung! Eine davon hätte er sich aussuchen sollen/müssen und spätestens montags nach dem Unglück vor die Presse treten müssen, um seinen Rücktritt zu erklären, wozu ich ihn in meinem offenen Brief auch aufgefordert habe und nicht nur ich – aber Herr Sauerland wohl scheint beratungsresistent zu sein!
Statt dessen gab er in einer Dienstleiterbesprechung von sich: „Kommt mir nicht mit der Käßman – ich bin ja schließlich nicht besoffen Auto gefahren!“
Gruß
K.-Th. Becks
Lieber Herr Becks,
sicher kann das Strafrecht nicht Leid und Trauer lindern. Schon gar nicht etwas ungeschehen machen. Und doch scheint es mir wichtig, dass (immer noch) 80 PolizistInnen an der Aufklärung der Loveparade Katastrophe arbeiten. Was individuelle Schuld ist soll aufgedeckt und verurteilt werden. Allein damit andere sich Genehmigungen und Planungen nicht so einfach machen, wie einige Verantwortliche der Loveparade. Da individuelle Zuordnungen zu ermitteln, ist angesichts des Gesamtchaos „Loveparade nicht leicht, aber unverzichtbar.
Dezent widersprechen möchte ich der weit verbreiteten Ansicht „Die Kleinen hängt man und die Großen läßt man laufen!“. Ermittelt wird immerhin gegen zwei Dezernenten der Duisburger Stadtspitze. Vergleicht man die Leitung der Stadt Duisburg mit der Bundesregierung, entspricht das einer Ermittlung gegen den zuständigen Minister. Das ist kein kleiner Fisch…
Ich gehe ganz fest davon aus, daß die wirklich Verantwortlichen auch verurteit werden, und zwar die Personen, die man aktiv für das Unglüch verantwortlich machen kann! Dabei handelt es sich zum einen um den Pförtner des Rathauses, der den ganzen Schriftverkehr rund um die Loveparade angenommen und zur Poststelle der Stadt weitergeleitet hat und zum zweiten um den Herrn von der Poststelle, der die ganzen Briefe aufgeschlitzt und die Inhalte auf die einzelnen Postfächer (für die jeweiligen Ämter) verteilt hat! Nur diese beiden wurden ja auch aktiv tätig! Der Rest, speziell der beratungsrestistente OB Sauerland, sind ja alles Unschuldslämmer, die nichts verbrochen oder gemacht haben!
Hier bewahrheitet sich wieder der altbekannte Spruch: Die Kleinen hängt man und die Großen läßt man laufen! Meinen Sohn bringt mir das aber auch nicht wieder zurück – er durfte nur 21 Jahre alt werden und hatte noch so viel in seinem Leben vor!
Denkt einmal darüber nach!
Allen noch ein frohes Osterfest, was mir allerdings verwehrt bleiben wird!
K.-Th. Becks
Der Ob. und das Ortnungsamt,ziehen jetzt die Nutzen aus den Toten.Sie Blitzen im gelben Bogen (Karl Jahresstr) Nachts aus einem unbeleuchteten Wagen,der den Gehweg blockiert.Wohl jeder Duisburger der dieses Rattenloch kennt ist froh wenn er den Tunnel verlassen kann. Die Toten waren wohl alle auf der Karl jahresstraße.
(62 Km Euro 25,00 lohnt sich,)
Zum Sicherheitskongress:
Habe mich im Detail nicht damit beschäftigt. Habe aber auch nicht den Eindruck, dass sich da zu viele Menschen dort anmelden. Vielleicht gehe ich mal hin…
Selbst kenne ich mich in der Szene der elektronischen Musik nicht wirklich gut aus. Dass Rainer Schaller und McFit die Loveparade zu einer Werbeinszenierung für Konsum und Körperkult transformiert hat ist sicher richtig. Leider ergeht es vielen Szenen so, wenn sie vom Mainstream entdeckt werden.
Hallo Herr Evers,
mit großem interesse verfolge ich ihre Analysen und Berichterstattungen und finde es gut, dass es Menschen gibt, die dafür sorgen, dass diese Tragödie nicht in Vergessenheit gerät.
Das hält auch die Hoffnung am Leben, dass die Verantwortlichen irgendwann zur Rechenschaft gezogen werden und die Hinterbliebenen und Verletzten der LoPa 2010 wenigstens ein kleines Gefühl von Gerechtigkeit verspühren können.
Ich möchte mich jedoch an dieser Stelle auf folgendes Zitat beziehen, dass mir zu denken gegeben hat:
„“DocuNews Loveparade” fühlt sich zwei Gruppen verpflichtet: den Opfern der Loveparade und ihren Angehörigen sowie den Bürgern der Stadt Duisburg. Beide haben ein Recht auf die Wahrheit. Beide wollen nicht länger belogen und an der Nase herum geführt werden.“
Was bei der ganzen Tragödie meiner Meinung nach untergeht ist, dass auch auf dem Rücken elektronischen Musikszene diese Lügen und Ammenmärchen gesponnen werden.
Natürlich hatte die LoPa in den letzten Jahren nicht mehr viel mit den eigentlichen Grundgedanken von Frieden, Spaß, Freiheit und Toleranz zu tun, aber in den Köpfen der Menschen wird sie immer mit ausgelassenem Feiern zur elektronischen Musik in Verbindung gebracht. Ich finde dass nicht nur die Toten, die Hinterbliebenen und Verletzten sowie die Bürger der Stadt Duisburg ein Recht auf die Wahrheit und Gerechtigkeit haben, sondern auch die, die seit Jahrzehnten mit Leib und Seele der elektronischen Musikszene angehören, so wie ich selbst.
Man hat diese Szene meist belächelt und oft als temporäre Erscheinung abgetan, viele verschlossen die Augen davor, dass die elektronische Musikszene zu einer Subkultur herangewachsen ist.
Man hat dieser Szene (vor jahren) nicht nur ein Symbol für Freiheit und Toleranz genommen, nein, man hat das Ganze zu einer gut laufenden Werbemaschinerie umfunktioniert und hat am Ende sogar Tote in kauf genommen. Die Gleichen, die das taten, haben das Symbol für Freiheit und Toleranz restlos zerstört, indem man Menschen in ihr Unglück hat rennen lassen.
Diese Menschen, die jetzt mauern, lügen, betrügen und sich nicht ihrer Verantwortung stellen sind genau das Gegenteil von dem was die LoPa in den 90′ jahren verkörpert hat.
Ich kann für die Angehörigen der 21 Todesopfer und für die über 500 Verletzten nur hoffen, dass die Ermittlungen nicht im Sande verlaufen und am ende Niemand oder gar die Opfer selbst verantwortlich gemacht werden. Und in diesem Sinne appeliere ich an die Medien, dass sie die „Fahne“ der Erinnerung hochhalten und weiter Druck ausüben bis jeder die Wahrheit kennt.
Mit freundlichen Grüßen
DJ MonTi
Das scheint mir ein wirklich wichtiger Hinweis. Denn für das Strassenland durch den Tunnel gab es keinerlei Notausgänge. Vielmehr war es selbst als Notausgang für das Veranstaltungsgelände vorgesehen, obwohl klar war, dass es von zur Loveparade strömenden Zuschauern gefüllt sein würde, also niemals als Notausgang fungieren konnte.
Sehr geehrter H.Evers,
Nach Durchsicht aller vorliegenden Dokumente der Stadt DU (Zwischen- und Abschlussbericht) war die Erteilung der Sondernutzungserlaubnis für den Tunnelbereich wohl fehlerhaft.
Lt. Anwendungsbereich VStättVO des Landes NRW vom 14.11.2006 gilt folgendes:
„… Derartige Auflagen könnten auch von der Straßenbaubehörde z.B. bei der straßenrechtlichen Sondernutzungsgenehmigung für eine
Veranstaltung auf einer gewidmeten Straßenfläche gemacht werden.
Verlangen die jeweils für Sicherheit und Ordnung zuständigen Ordnungsbehörden aus sicherheitsrechtlichen Gründen bauliche Absperrungen zur Begrenzung der Besucherzahlen oder zur Steuerung der Besucherströme, dann hat dies zur Folge, dass die VStättVO nach Nummer 2 anzuwenden ist.“
Nachdem der Tunnel der Karl-Lehr-Straße explizit in der Veranstaltungsbeschreibung der Fa. Lopavent genannt wurde und in dieser ausführlich darauf hingewiesen wurde, dass man exakt hier den Besucherstrom regulieren wollte, trifft obige Passage imho exakt zu, denn die Vereinzelungsanlage des Veranstalters an dieser Stelle ist nichts anderes als eine bauliche Absperrung zur Steuerung der Besucherströme.
D.h. die Erteilung der Sondernutzungserlaubnis durch die Stadt DU OHNE Anwendung und Prüfung der VStättVO nach Nummer 2 wäre bei dieser Auslegung schlicht rechtswidrig gewesen.
Diese Unstimmigkeit fiel mir schon beim Lesen des Zwischenberichts auf, der Abschlussbericht enthält diesbezüglich keine neuen Fakten.
Ich bin allerdings kein Experte für Verwaltungsrecht des Landes NRW, aber eine Sondernutzungserlaubnis ohne weitere Auflagen wird normalerweise für Strassenfeste o.ä. erteilt…
Gruß
Ralf Ernst